Die 10. Speyerer Tagung zu Public Corporate Governance
Autor: Daniel
Nichts geht und fährt mehr! So ließ sich die Situation vieler Teilnehmer der diesjährigen Fachtagung in Speyer wohl am besten beschreiben. Denn pünktlich zum Auftakt des gemeinsamen Treffens standen deutschlandweit Bahnhöfe und Flughäfen still. Das hat sich leider auch an der Zahl der Vor-Ort-Teilnehmer gezeigt: aufgrund der erschwerten Anreisebedingungen war die Zahl sehr viel geringer als in den Jahren zuvor.
Im Brennpunkt: Wie sichern wir eine kostengünstige Energieversorgung
Der Streik bildete gleichsam Brücke zu einem der diesjährigen Hauptthemen. Die Energieversorgung und deren künftigen Kosten. Denn vielerorts hatten Gewerkschaften ja zum Arbeitskampf aufgerufen, weil sie angesichts stark gestiegener Preise bei Strom und Gas mehr Geld fordern. Welche Hindernisse sich ergeben und was nötig ist, bei der Energiewende in neuem „Deutschland-Tempo“ voranzukommen, zeigte anschaulich einer der Auftaktvorträge. Quintessenz:
Die Bundesrepublik ist bei der Energiewende nicht so schnell, wie von vielen erhofft. Deswegen gilt es den Ausbau der erneuerbaren Energien durch den Abbau von bürokratischen Hürden zu entfesseln und damit massiv zu beschleunigen. Das Schlüsselelement der Energiewende ist Wasserstoff – und dessen Verteilung im vorhandenen Gasnetz.
Das Beteiligungsmanagement in Zeiten von Post-Covid
Mit großem Interesse haben wir auch das diesjährige Digitalisierungspanel verfolgt. Ging es im Kern doch um Effizienzsteigerung durch Digitalisierung auch und gerade im Beteiligungsmanagement – eines unserer Kernthemen. Auch wenn sich die Diskussion in großer Runde auf das Abhandeln klassischer Schlagworte wie Fachkräftemangel, KI, Synergien und Resilienz beschränkte, haben die gezeigten Workshops überzeugt.
Zu den spannendsten Erkenntnissen aus den Arbeitsgruppen – gerade mit Blick auf das Beteiligungsmanagement – gehören für uns:
- Angesichts der hinter uns liegenden Covid-Jahre kann es sinnvoll sein, für die Beteiligungsunternehmen einen Sonderbericht „Pandemie-Folgen“ aufzusetzen
- In Anbetracht der aktuellen Poly-Krise (Covid, Flüchtlinge, Krieg, Energie, Klima) sollten verstärkt Prognosen zu Planabweichungen vorgenommen werden. Schwerpunkt: Jahresergebnis und Liquidität
- In begründeten Einzelfällen, also bei sehr wichtigen oder außerordentlich gefährdeten Unternehmen, kann es sinnvoll sein, ein monatliches Liquiditätscontrolling bzw. Berichtswesen zu etablieren. Voraussetzung: die Finanzdaten fließen schnell und strukturiert Richtung kommunales Beteiligungsmanagement
Gerade im letzten Punkt waren sich die Anwesenden einig, dass eine dedizierte Fachanwendung den zugrundeliegenden Austausch zwischen Gemeinden und Unternehmen stark vereinfacht.
Schon drohen neue Risiken am kommunalen Horizont
Doch welche Herausforderungen ergeben sich für die deutschen Kommunen insgesamt? Sprich, was müssen Sie heute schon beachten, damit Sie in Zukunft sicher aufgestellt sind? Das war das Thema beim zweiten großen Podium der Tagung: dem Beratungs-Panel. Der Schwerpunkt lag hier auf den sogenannten ESG-Risiken, also Risiken, die sich aus Veränderungen der Umwelt (Environment), der Gesellschaft (Social) oder einer verantwortungslosen Unternehmensführung ergeben (Government).
Aufgezeigt wurde: Nach aktuellen Modellrechnungen können sich die aus dem Klimawandel resultierenden Schäden auf bis zu 550 Billionen Dollar weltweit summieren. Dafür müsste die Bundesrepublik die nächsten 145 Jahre in etwa die gleiche Wirtschaftsleistung erbringen wie 2022. Ein Risiko, das auch kommunale Unternehmen betrifft und künftig stärker bei der Steuerung städtischer Betriebe bedacht werden muss. Um frühzeitig zu erkennen, wie hoch solche Nachhaltigkeitsrisiken für die Kommunen sind, wurde angeregt, für wichtige Unternehmen ein fortlaufend und wirksames Risikomanagement sicherzustellen. So ließen sich bereits im Vorfeld negative Auswirkungen auf Ertragslage und Reputation einer Beteiligung absehen und im Bestfall abwenden.
Auf den Punkt gebracht: 2 Minuten, um sich im Gedächtnis festzubeißen
Das große Finale der diesjährigen Tagung bildete der PCG-Zukunfts-Slam: Alle Vortragenden erhielten noch einmal zwei Minuten Zeit, um Ihr Kernanliegen auf den Punkt zu bringen. Besonders eindringlich waren die Worte des Geschäftsführers der Stadtwerke Mühlheim. Er monierte, dass bei vielen Themen eine Klammer fehle, die die unterschiedlichen politischen Maßnahmen zu einer einheitlichen Strategie vereint. Das führe dazu, dass vielerorts vor sich „hingebastelt“ werde und man dabei Milliarden von Euro verschwendet. Geld, was auf kommunaler Ebene oft fehlt und gemeinsam mit mutlosen Entscheidern immer mehr dazu führt, dass Gemeinden im Wettkampf mit dem freien Markt das Nachsehen hätten.
Nachdenklich stimmende Wort, denen die anderen Redner jedoch entgegensetzten: Wer tragfähige Geschäftsmodelle fördere, Digitalisierung und Nachhaltigkeit als Chance begreife und dabei auf starke Zusammenarbeit setze, kommt besser durch jede Art von Krise – heute und in Zukunft. Ein Fazit, dem wir uns gern anschließen.
Ihr Ansprechpartner für Fragen zu unseren Produkten und Services
Daniel Hübner
Vorstand
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